In Japan leben heute ueber 20.000 Menschen, die aelter als 100 Jahre sind. Japaner haben damit weltweit die hoechste Lebenserwartung. Das, so sagen sie, liege an ihrem steten Laecheln und an ihrer guten Ernaehrung. Wie sieht die im Alltag aus? ServiceZeit KostProbe hat eine japanische Familie in Duesseldorf einmal vom Fruehstueck bis zum Abendessen begleitet.

_Suppe zum Fruehstueck_ Die Esskultur der Japaner, die bislang von westlichen Fastfood-Einfluessen verschont geblieben ist, ist fuer uns Mitteleuropaeer eher gewoehnungsbeduerftig. Schon das traditionelle Fruehstueck ist fuer unseren Geschmack eher fremd. Der Start in den Tag beginnt mit einer Miso-Suppe. Sie besteht aus Fischbruehe, Algen, Gemuese (Kartoffeln und Zwiebeln) und Sojapaste.

Zubereitung: Getrocknete Sardinen und ein grosses Stueck der mineralstoffreichen Kombu-Alge werden ueber Nacht zusammen mit Fischextrakt in Wasser eingelegt. Am naechsten Morgen werden die Zutaten aus dem Sud entfernt, Kartoffel- und Zwiebelstreifen, Sojapaste und Wakame-Alge hinzugegeben und gekocht. Fertig ist die Miso-Suppe.

Miso bedeutet: fermentierte Sojapaste. Neben der Miso-Suppe fruehstuecken die Japaner auch gern etwas Fisch. Bei unserem Besuch bei Familie Sekiguchi in Duesseldorf gab es Makrele.

_Sojabohne: Vielfaeltig und gesund_

Die Sojabohne ist eines der Hauptnahrungsmittel der Japaner. Sie ist Grundlage fuer die unterschiedlichsten Produkte:
* Fuer Sojasauce, die in Japan (anders als China) mit Weizenkeimen vermischt und in einem sehr aufwaendigen Verfahren hergestellt wird.
* Fuer Quark beziehungsweise Kaese aus der geronnenen Milch der Sojabohne. Diesen nennt man Tofu.
* Fuer zahlreiche weitere fermentierte Spezialitaeten. Die Japaner essen diese nahrhaften, oft sehr vitamin- und eiweissreichen Lebensmittel gerne mit Reis vermischt zum Fruehstueck. Soja ist wegen vieler Inhaltsstoffe sehr gesund, insbesondere wegen der enthaltenen Phyto-Oestrogene. Die wichtigsten Phyto-Oestrogene in der Sojabohne sind die Isoflavone. Sie erhoehen die Knochenmineraldichte, lindern Wechseljahresbeschwerden, koennen aggressive freie Radikale unschaedlich machen und verbessern die Elastizitaet der Arterien.

_Fisch ist Hauptnahrungsmittel_ Japaner essen den ganzen Tag ueber Fisch, insgesamt etwa fuenfmal so viel wie wir Deutschen. Das mittlerweile auch hierzulande sehr beliebte Sushi ist fuer die Asiaten eine schnelle Zwischenmahlzeit. Sushi besteht aus gesaeuertem Reis, der mit rohem Fisch belegt, in Seetang eingewickelt oder mit Gemuese und Eiern verziert wird.

Ausserdem gibt es in Japan die ebenso begehrten Sashimi-Platten: Verschiedene Arten rohen Fisches werden staebchen- und mundgerecht serviert. Die Fischfiletstueckchen werden meistens in Sojasauce und scharfe Meerrettichpaste getaucht. Ganz oben auf der Beliebtheitsskala steht der Thunfisch, der roh verzehrt ausgesprochen lecker schmeckt. Auf die Sashimi-Platte gehoeren aber auch Lachs, Dorade, Zander, Makrelen oder Tintenfisch. Geriebener Meerrettich, kunstvoll geschnittene Gurken, Zitrone, Kabeljaueier, Moehren und gruene Meerrettichpaste verzieren das Kunstwerk.

Fisch wird in Japan natuerlich auch oft geduenstet oder gegrillt gegessen.

Meeresfisch ist eine ideale Quelle fuer Omega-3-Fettsaeuren. Neuere Studien belegen, dass diese mehrfach ungesaettigten Fettsaeuren dazu beitragen, Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen. Uebrigens: Falls Sie skeptisch gegenueber rohem Fisch sind - in japanischen Krankenhaeusern ist er haeufig die erste feste Nahrung, die Patienten nach einer Operation gereicht wird! _Japanische Lunchbox fuer die Kleinen_ Der kleine Issey Sekiguchi geht in einen japanischen Kindergarten in Duesseldorf. Seine Mutter stellt ihm jeden Tag liebevoll ein kleines Lunchpaket zusammen: Reis, der mit speziellen Fischflakes fuer Kinder und Sesam angereichert wurde, wird zu kleinen Baellchen geformt und mit der Nori-Alge umwickelt. Dazu gibt es etwas japanisches Omelette, in viereckige Stueckchen geschnitten, das mit Fischbruehe (Fischdashi) zubereitet wurde. Jedes Kind hat ein anderes Lunchpaeckchen dabei: Da gibt es Gemuese, Algen, Kabeljaueier, gebratenen Tofu, Lachs, Huehnerfleisch und natuerlich immer Reis.

_Japanische Spezialitaeten in Deutschland_ In japanischen Geschaeften, zum Beispiel auf der Immermannstrasse in Duesseldorf, kann man all diese Spezialitaeten kaufen, auch Reiswein (Sake), mit dem viel gekocht wird. Man bekommt hier auch Exotisches wie Yamwurzelgelee, gekochten Bambus oder Lotusblumenwurzeln. Fast alle Produkte werden aus Japan importiert und sind daher recht teuer.

Ausserdem findet man hier ein _reichhaltiges Angebot verschiedenster Algen. Zu den am haeufigsten verwendeten Algen zaehlen die drei folgenden: * Nori-Alge: Seetang, der aussieht wie Pergament und nach Meer und Holzkohle riecht.
* Wakame-Alge: Die bekannteste Alge Japans war frueher heilig und wurde zusammen mit Reis und Fisch den Goettern als Opfer gereicht.
* Kombu-Alge: Sie dient haeufig zum Verpacken von anderen Lebensmitteln, laesst sich aber auch wie Gemuese frittieren oder sautieren. In Marinade aus Sake oder Sojasauce ist sie eine nach Lakritz schmeckende Koestlichkeit. Sie enthaelt viele Mineralstoffe, vor allem Kalzium, Kalium und Jod.

_Kulinarisches Abenteuer im japanischen Restaurant_ Im Restaurant Musashi im Hansaforum Oberkassel, das Yoshinobu Sekiguchi und sein Bruder vor kurzem eroeffnet haben, gab es zum Abschluss unseres kulinarischen Ausfluges nach Japan ein koestliches Abendessen. Vor der Sashimi-Fischplatte wurden verschiedene kleine Vorspeisenteller gereicht: Yamwurzelscheiben mit Miso und Essig, Kabeljaueiertatar mit geriebenem Meerrettich, rohe Bohnen, Seeschnecken, Algen, gebackene Lotuswurzeln und Tempura, eine Spezialitaet aus frittiertem Gemuese und Reis. Japaner essen traditionell wenig Fleisch. Zum Essen wird meist gruener Tee getrunken. Wer es ein wenig kraeftiger mag, kann natuerlich auch Reiswein bekommen.

Grundsaetzlich bestellen alle Personen gemeinsam, und alle Gerichte werden spaeter geteilt. Auf diese Weise kann jeder alles probieren, und der hoefliche Mensch spart automatisch Kalorien, indem er sich beim Essen stark zurueckhaelt. Aber die japanische Kueche ist ja ohnehin sehr fettarm.

Japanische Restaurants in Deutschland sind oft recht teuer. Doch es lohnt sich, genau hinzuschauen. Oft werden spezielle, kostenguenstigere Mittagsmenues angeboten.

_Drehort_ * Restaurant Musashi Hansaallee 247 40549 Duesseldorf Tel. (02 11) 5 22 92 00 _Buchtipps_ Es gibt im Buchhandel eine Vielzahl japanischer Kochbuecher, hier eine kleine Auswahl: * Kumfoo Wong Das Sushi-Set fuer Einsteiger, Buch & Zubehoer Heel, 2003 ISBN 3898802434 Preis: 24,90 Euro * Kim Fukei Zu Gast in Japan Weingarten, 2000 ISBN 3817000421 Preis: 39,00 Euro
* Sebastian Dickhaut, Michael Boyny Sushi Haedecke, 2004 ISBN 377500503X Preis: 22,80 Euro
* Ryuichi Yoshii Sushi Heyne, 2000 ISBN 3899100700 Preis: 22,00 Euro

* Haruyo Kataoka, Friederun Koehnen Das grosse Japan Kochbuch Orbis, 2000 ISBN 357201123X (Das Buch ist vergriffen, gebraucht aber bei verschiedenen Internetbuchhaendlern zu bekommen.) _Links_ Algen: Gemuese aus dem Meer ServiceZeit KostProbe vom 6. August 2001 http:// www.wdr.de/tv/service/kostprobe/kp_sarchiv/2001/08/06_1.html Mikroalgen als Nahrungsergaenzung ServiceZeit KostProbe vom 16. Februar 2004 http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/20040216/ b_6.phtml Gesundes Fett: Omega-3-Fettsaeuren ServiceZeit KostProbe vom 25. August 2003 http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/ 20030825/b_1.phtml Biosoja aus Brasilien ServiceZeit KostProbe vom 12. August 2002 http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/ 20020812/b_3.phtml Sojasauce: Traditionelle Herstellung in Korea ServiceZeit KostProbe vom 6. Januar 2003 http://www.wdr.de/tv/ service/kostprobe/inhalt/20030106/b_5.phtml http://www.wdr.de/tv/ service/kostprobe/inhalt/20040426/b_1.phtml